Parlamentarisches Profil : Der Fokussierte: Markus Frohnmaier
Der außenpolitische Sprecher der AfD sieht Deutschland nicht als ehrlichen Makler im Ukraine-Krieg. In Baden-Württemberg will er Ministerpräsident werden.
Es war ein langer Tag, der früh begann und nun, kurz nach sechs am Abend, noch längst nicht vorbei sein wird. Aber Markus Frohnmaier scheint die Gabe zu haben, immer präsent und ruhig zugleich zu wirken. Erregt ist er selten. Eher fokussiert. Dabei ist eine Menge los, in dieser Woche: In Berlin geben sich die Staatschefs die Klinke in die Hand, und es wird um ein Ende des Krieges gegen die Ukraine gerungen. Da hat der außenpolitische Sprecher der größten Oppositionsfraktion, der er auch als Vize mit vorsteht, viel zu tun.
Markus Frohnmaier zog 2017 für die AfD in den Bundestag ein. Der ehemalige Pressesprecher der AfD-Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel ist Mitglied im Auswärtigen Ausschuss.
Frohnmaier, 34, AfD-Abgeordneter aus dem schwäbischen Böblingen, kocht in seiner Entspanntheit das diplomatische Tauziehen um ihn herum erstmal runter. "Es ist positiv, dass miteinander gesprochen wird", sagt er am Hörer, "vor zwei Jahren wurde man dafür diskreditiert, wenn man diplomatische Lösungen forciert sehen wollte".
Er sieht Deutschland und die Europäer als Teilhaber einer "Stille-Post-Diplomatie", die mit etwas Glück in "Korrekturschleifen" eingebunden würden. "Wir waren das Veranstaltungshotel der Verhandlungen. Ich muss lachen, wenn man das als europäische Initiative beschreibt." Deutschland sieht er deshalb nicht als ehrlichen Makler, weil die Bundesregierungen im Krieg zu stark involviert sei - wegen der Waffenhilfen.
Frohnmaier gehört zu den Machern der ersten Stunden bei der AfD
"Anfangs hieß es in Berlin, dass Russland auf dem Schlachtfeld bezwungen werden müsse. Als dies nicht funktionierte, forderte man, dass die Ukraine in eine Position der Stärke gebracht werden müsse." Moment, ging es von Beginn an nicht darum, der Ukraine schlicht das Überleben gegenüber der Invasion zu ermöglichen? "Das war ja nicht die Idee. Es ging ums Bezwingen." Frohnmaier bezeichnet den russischen Angriff auf die Ukraine als einen "völkerrechtswidrigen Krieg". Aber die Konsequenzen daraus zieht er bedingt.
Zur deutschen Hilfe für die Ukraine sagt er: "Sie können nicht vollständig schuldenfinanziert aus reinem Altruismus andere Staaten beschenken." Andere Staaten beschenken, geht es nicht vielmehr um Überlebenshilfe? "Es bleibt die Frage, wofür deutsches Steuergeld eingesetzt wird." Vielleicht aus Nächstenliebe? "Wenn sich eine Partei in Regierungsverantwortung dafür entscheidet, könnte es natürlich sein, dass sie in der Demokratie auf Dauer nicht erfolgreich ist." Es ist eine nüchterne Aussage, nicht nur zur Weihnachtszeit.
„Mein Anspruch ist, Ministerpräsident zu werden - und nicht Fraktionschef der Opposition.“
Frohnmaier gehört zu den Machern der ersten Stunden bei der AfD. Politik sei in der Familie kaum Thema gewesen, "aber ich interessierte mich schon immer dafür." Da war der Ärger darüber, dass die Griechen mit ihrem Euro gerettet wurden, über den Abschied von der Atomkraft und über das Aufweichen konservativer Familienbilder.
Rückfahrtschein nach Berlin ist gesichert
Er gründete in Baden-Württemberg die Jugendorganisation, wurde 2015 deren Co-Bundesvorsitzender. Als Pressesprecher von Alice Weidel zog er dann 2017 in den Bundestag ein. 2019 misslang ihm zwar der Einzug in den Gemeinderat von Weil der Stadt, er wurde aber Landesparteichef und ist nun Spitzenkandidat der AfD bei der kommenden Landtagswahl im März 2026. Um ein Landtagsmandat aber bemüht er sich nicht. Warum?
"Wir haben als Landespartei schon lange beanstandet, dass es keine richtige Trennung zwischen dem Parlament und der Regierung gibt. Ein Ministerpräsident muss nicht Abgeordneter sein." Schon, aber die Wähler mag es interessieren, ob er im Falle einer Niederlage Verantwortung als Oppositionsführer in seiner Heimat übernehmen würde. Frohnmaier: "Es stört einige Wähler durchaus, dass sich Minister durch Landtagsmandate absichern. Mein Anspruch ist, Ministerpräsident zu werden - und nicht Fraktionschef der Opposition."
Nun, sollte es mit der Regierungsübernahme nicht klappen: In Stuttgart wäre er doch in der Legislative, und nur dort. "Wir wollen schon, dass es keinen Rückfahrtschein in den Landtag gibt. Da muss man sich schon bewusst entscheiden, ob man als Minister oder Ministerpräsident antritt." Und damit sichert sich Frohnmaier den Rückfahrtschein nach Berlin in den Bundestag. Ein Blick auf die Uhr. Frohnmaier muss zurück ins Plenum. Der Tag wird noch ein wenig länger dauern.
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