Parlamentarisches Profil : Die Disziplinierte: Diana Zimmer
Mit 18 kam Diana Zimmer aus Protest gegen die Euro- und Migrationspolitik zur AfD. Wichtig sind der Abgeordneten Fleiß, Unternehmertum und freie Mobilität.
Mindestens zweierlei hat Diana Zimmer mit der FDP gemein. Zum einen preist sie ebenso oft wie die Liberalen die unternehmerische Freiheit, und zum anderen benutzt sie in ihrem Büro Möbel, welche die Fraktion hinterließ, als sie nach dem Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde aus dem Bundestag ausziehen musste.
Diana Zimmer, 27, Abgeordnete der AfD aus Pforzheim, lässt sich selten aus der Ruhe bringen. "Ich bin sachorientiert und richte mich nach Fakten", sagt sie, nur die Grünen regten sie heute Morgen auf: "Wenn sie die Pendlerpauschale ablehnen, weil diese mehrheitlich Männern zugutekommt, dann ist das für mich Geschlechterkampf. Das geht mehr in die Richtung Identitätspolitik' statt Steuerpolitik." Ihre Partei dagegen wolle keine Klientelpolitik machen.
Diana Zimmer sitzt seit diesem Jahr für die AfD im Bundestag. Die 27-Jährige ist Mitglied im Finanzausschuss.
Die AfD ist für eine Anhebung der Pendlerpauschale und fordert eine stärkere Entlastung der Gastronomie bei der Umsatzsteuer als von der Regierung angestrebt. Ist das keine Klientelpolitik? "Das ist keine Klientelpolitik, weil sich die Vorhaben an alle Steuerzahler richten." Das Auto ist für Zimmer ein Wohlstandsgarant, ein Ausdruck von Freiheit. "Mobilität ist Freiheit", beteuert sie. In ihren Worten drückt sich Staatsferne aus, sie sieht sich als liberal-konservativ in der Partei, ist eng an die Co-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel gebunden.
Bereits mit 18 Jahren trat Zimmer der AfD bei
Schon als Kind blieb sie vorm Fernseher stehen, wenn die Nachrichten liefen. In der Schule Klassenbeste, entdeckte sie ihre Lust am Debattieren, wurde auch zu Wettbewerben geschickt. Es war die Zeit, in der "ich Lehrer mit Parteibuch erlebte, und Schüler, die ihnen nach dem Mund redeten". Es war die Zeit, in der sie fand, dass in der EU "elementare Defizit- und Schuldenregeln gebrochen werden" und ihre Heimatstadt Pforzheim überproportional viele Geflüchtete seit 2025 unterzubringen hatte.
"Morgens, beim Umsteigen am Busbahnhof auf dem Weg zur Schule, erlebte ich oft respektloses Catcalling", sagt sie mit Blick auf die neu Hinzugekommenen. Wäre sie dafür, solche anzüglichen Belästigungen strafbar zu machen? "Sinnvoller wäre es, die Ursachen zu analysieren und zu beheben. Sonst ist es wie mit den Messerverbotszonen. Eine eher symbolische Maßnahme." Das klingt recht pädagogisch, oder genauer: nachsichtig. Bei anderen Punkten zeigt sich Zimmer weniger diplomatisch. Sie redet lang, will so vielleicht die Kontrolle behalten. Und meidet manch kontroverses Thema wie den Ukraine-Krieg.
„Aus unserer Sicht misst das Bundestagspräsidium leider mit zweierlei Maß.“
In die Partei trat sie bereits mit 18 Jahren ein. In ihrer Familie habe sie gelernt, wie wichtig Fleiß sei, ein "Machen statt Meckern". Ihre Eltern waren als Russlanddeutsche 1996 nach Deutschland gekommen. Mit ihrer Einstellung fand sie sich 2019 im Pforzheimer Gemeinderat wieder, "ich dachte: Ich kann's, und ich möchte auch etwas bewegen".
Parallel studierte sie als duale Studentin Bankwirtschaftslehre und absolvierte eine Ausbildung zur Finanzassistentin. Wurde Privatkundenberaterin bei einer Bank, arbeitete als Controllerin im Real Estate Reporting und studierte dann noch Betriebswirtschaftslehre - ein bisschen viel bei bis zu drei Gemeinderatssitzungen in der Woche. Sie fiel auf. Erhielt mehr Aufgaben.
Vom Gemeinderat in den Bundestag
Seit 2022 führt sie den AfD-Kreisverband Pforzheim/Enzkreis, wurde 2024 Beisitzerin im Landesvorstand - und zog 2025 in den Bundestag ein, wo sie im Finanzausschuss sitzt.
Gibt es Parallelen zwischen einem Gemeinderat und dem Bundestag? "Das Organisatorische und Operative ist mir in Berlin nicht unbekannt", sagt sie. "Und auch die Umgangsformen sind gleich - Grüne und Rote verhalten sich auf beiden Ebenen gleich." Moment, ist die AfD-Fraktion im Bundestag nicht die mit den meisten Ordnungsrufen? "Aus unserer Sicht misst das Bundestagspräsidium leider mit zweierlei Maß."
Und die Kritik von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU), sie höre aus der AfD-Fraktion "erschreckende Beleidigungen" gegen Parlamentarierinnen? "Das kann ich nicht bewerten." In ihre eigene Richtung habe sie nie Entsprechendes erlebt. “Wenn Frau Warken es aber so empfunden hat, dann tut es mir für sie leid.”
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