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Gescheiterte Rüstungsbeschaffung : "Völlige Unklarheit, wie es weitergeht"

Die Beschaffung der Fregatte 126 liegt vorerst auf Eis. Der Haushaltsauschuss hat die Mittel gesperrt und das Verteidigungsministerium muss Alternativen prüfen.

28.11.2025
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3 Min

Sie sollten das neue Prestigeobjekt der Deutschen Marine werden: die Fregatten der Niedersachsen-Klasse. Mit einer Länge von 166 Metern und einer Bewaffnung zur Bekämpfung von Zielen in der Luft, über Wasser und vor allem von U-Booten wäre die Fregatte 126 das bislang kampfstärkste und modernste Kriegsschiff der Marine. War ursprünglich die Beschaffung von vier F126 geplant, so billigte der Haushaltsausschuss im Sommer 2024 die Beschaffung zweier weiterer Kriegsschiffe. Rund 9,8 Milliarden Euro waren für Entwicklung und Bau der sechs Fregatten veranschlagt. Die erste Fregatte sollte 2028 ausgeliefert werden, die letzten beiden in den Jahren 2033 und 2035. Doch daraus wird definitiv nichts.

Foto: picture alliance / SULUPRESS.DE

Möglicher Ersatz für die F 126: Die Fregatte vom Typ MEKO A-200, die ThyssenKrupp Marine Systems in Deutschland für Ägypten gebaut hat.

Bereits im Mai 2025 war bekannt geworden, dass das beauftragte niederländische Schiffbauunternehmen Damen Shipyards Group, die die Fregatten zusammen mit den Unternehmen German Naval Yards, Naval Vessels Lürssen und Thales in Hamburg, Kiel und Wolgast bauen will, den Auslieferungstermin für die erste Fregatte im Sommer 2028 nicht halten kann. Ursache der Verzögerung sollen Probleme bei den IT-Schnittstellen und der Übertragung von Konstruktionsplänen zwischen Damen Naval und den Subunternehmern sein. Die Auslieferung könnte sich bis 2031 hinziehen. Inzwischen scheint völlig unklar, ob das Projekt überhaupt realisiert werden kann.

Fregatte zur Bekämpfung von U-Booten im Ostseeraum gesucht

Für die Deutsche Marine ist das in doppelter Hinsicht ein herber Schlag: Zum einen sollen bereits etwa 1,5 Milliarden Euro in Entwicklung und Bau der F126 geflossen sein. Zudem soll sie die in die Jahre gekommenen Fregatten der Brandenburg-Klasse (F123) ersetzen. Diese Mitte der 1990er Jahre in Dienst gestellten Fregatten sind ebenfalls auf die Bekämpfung von U-Booten spezialisiert. Und genau dies gehört zu den Kernaufgaben der Deutschen Marine innerhalb der Nato im Ostseeraum.


„Milliarden Euro im Bundeshaushalt, aber völlige Unklarheit, wie es weitergeht.“
Sebastian Schäfer (Bündnis 90/Die Grünen)

Angesichts der verfahrenen Lage sahen sich die Haushaltspolitiker der Regierungskoalition Mitte November dann zu einem bemerkenswerten Schritt veranlasst. Für die Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses am 13. November legten sie Änderungsanträge zum Verteidigungsetat vor, mit denen das Verteidigungsministerium ermächtigt wird, bis zum Jahr 2033 Ausgaben in Höhe von rund 7,8 Milliarden Euro für die Beschaffung eines anderen Fregatten-Typs auszugeben.

Allerdings unterliegen diese Mittel vorerst einer qualifizierten Sperre. Zunächst muss Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) eine abschließende Entscheidung darüber treffen, ob der Bau der F 126 zugunsten einer anderen Fregatte endgültig gestoppt oder eine andere Lösung gefunden wird. Erst dann wird auch der Haushaltsausschuss eine Entscheidung über die gesperrten Mittel treffen. Die bislang im Wehretat und im Sondervermögen eingeplanten Finanzmittel für den Bau der Fregatte 126 sind bereits seit dem vergangenen Jahr gesperrt.

Mögliche Varianten zur Beschaffung der Fregatte 126

Nun verhandelt Pistorius mit allen beteiligten Firmen über eine Lösung des Problems. Als mögliche und schneller zu realisierende Variante zur F126 wird bereits die MEKO A200-Fregatte von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) gehandelt, die für Ägypten gebaut wurde und ebenfalls für die U-Boot-Abwehr tauglich ist. Eine andere Variante wäre die Übertragung des Auftrages für die F126 an das bereits beteiligte deutsche Unternehmen Naval Vessels Lürssen (NVL), das jüngst von Rheinmetall übernommen wurde. NVL baut zudem zusammen mit TKMS die auf Luftverteidigung ausgelegte Fregatte 127, die ab 2034 an die Marine ausgeliefert werden soll.

Der Grünen-Haushaltspolitiker Sebastian Schäfer monierte in der abschließenden Debatte über den Wehretat, für die F126 gelte das gleiche wie für das Projekt des europäischen Kampfflugzeuges der Zukunft (FCAS): “Milliarden Euro im Bundeshaushalt, aber völlige Unklarheit, wie es weitergeht.”

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