Genehmigungszahlen gestiegen : Am Bau wächst die Hoffnung
Es gibt erste Signale, dass mehr neue Häuser und Wohnungen gebaut werden könnten, was der Bauwirtschaft wieder auf die Beine helfen könnte.
Geht die Krise am Bau ihrem Ende entgegen? Am Donnerstag legte das Statistische Bundesamt überraschende Zahlen vor: Danach wurde im Juli 2025 in Deutschland der Bau von 22.100 Wohnungen genehmigt. Das waren 30 Prozent (5.100) mehr Baugenehmigungen als im Juli 2024. Damals war die Zahl der genehmigten Wohnungen allerdings auf den niedrigsten Wert für einen Juli seit dem Jahr 2009 gesunken.

Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen ist zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2025 sprunghaft angestiegen.
Offensichtlich hält der bessere Trend schon länger an: Von Januar bis Juli 2025 wurden 131.800 Wohnungen genehmigt, 6,6 Prozent (8.200) Wohnungen mehr als im gleichen Zeitraum 2024 (Ausbau und Neubau).
Der Wunsch nach dem eigenen Haus mit Garten ist ungebrochen
Ein weiteres Ergebnis: Der Wunsch nach dem Haus mit eigenem Garten ist unter den Bundesbürgern ungebrochen. Die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser stieg von Januar bis Juli um 15 Prozent (plus 3.300) auf 25.400. Bei Zweifamilienhäusern sank die Zahl um 6,6 Prozent (minus 500) auf 7.100 genehmigte Wohnungen. In Mehrfamilienhäusern, der zahlenmäßig stärksten vertretenen Gebäudeart, wurden von Januar bis Juli 2025 insgesamt 69.300 neue Wohnungen genehmigt. Dies bedeutet einen Anstieg um 5,6 Prozent (plus 3.700) neue Wohnungen.
„Mit dem Haushalt 2025 bringen wir einiges auf den Weg, um wieder nach vorne zu kommen.“
Im Haushalt stehen enorme Mittel bereit, um die Schaffung von Wohnraum zu unterstützen. Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen soll in diesem Jahr 7,37 Milliarden Euro ausgeben können, wie aus dem am Donnerstag beschlossenen Haushalt 2025 hervorgeht. Das sind 642,79 Millionen Euro mehr als 2024 vorgesehen waren. In dem mit einem Ausgabenvolumen von rund 5,7 Milliarden Euro größten Bereich Bau- und Wohnungswesen sind unter anderem für Finanzhilfen im Bereich des sozialen Wohnungsbaus Programmmittel in Höhe von 3,5 Milliarden Euro (Verpflichtungsrahmen) eingeplant. Die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD stimmten dem Bau-Etat zu, AfD, Grüne und Linke stimmten dagegen.
Ministerin mahnt: Bezahlbare Wohnung darf kein Luxus sein
"Mit dem Haushalt 2025 bringen wir einiges auf den Weg, um wieder nach vorne zu kommen", sagte Bauministerin Verena Hubertz (SPD) in der Haushaltsdebatte. So würden die Ausgaben für die Städtebauförderung kräftig erhöht: Aus 790 Millionen Euro jährlich würden in den nächsten Jahren 1,6 Milliarden Euro. Das sei gut investiertes Geld - zum Beispiel für die Schaffung von grünen Oasen und für die Beseitigung von "Angsträumen" in Städten. Der Haushalt sende ein Signal für starke Investitionen. So werde es in den nächsten Jahren 23,5 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau geben. Bezahlbares Wohnen sei ein Versprechen an die Mitte der Gesellschaft, hob Hubertz hervor. "Eine bezahlbare Wohnung darf nie ein Luxus sein in diesem Land", sagte die Ministerin. Überdies werde es mit dem Bau-Turbo beschleunigte Planungen und Verfahren geben. Denn es sei klar: "Alles Geld hilft nicht, wenn wir nicht klüger und schneller bauen." Der Bau-Turbo soll noch in diesem Herbst vom Bundestag beschlossen werden.
Thomas Ladzinski (AfD) kritisierte besonders, dass das Förderprogramm für altersgerechtes Umbauen von Wohnungen nicht wieder neu aufgelegt werde. Stattdessen würden Förderprogramme im Milliardenbereich für klimagerechtes Bauen aufgelegt, während für die alten und schwachen Menschen nicht einmal 50 Millionen Euro da seien: "Das ist unsozial", kritisierte Ladzinski.
„Wer immer noch denkt, der Markt regele das, war lange nicht mehr auf Wohnungssuche.“
Ruppert Stüwe (SPD) lobte dagegen, es sei noch nie so viel Geld in Bauen und Wohnen investiert worden wie in diesem Haushalt - und das trotz der angespannten Haushaltslage. Mechthilde Wittmann (CSU) hob ebenfalls hervor, dass das Bauministerium eines der großen Investitionsministerien sei. Die Koalition werde dafür sorgen, dass es zu bezahlbarem Wohnen komme. Wittmann sprach sich auch dafür aus, mehr Wohneigentum zu schaffen. Man wolle dafür sorgen, dass Menschen aus dem sozialen Wohnungsbau herausgeführt werden könnten, indem sie Eigentum erwerben könnten.
Lisa Paus (Grüne) kritisierte, Deutschland befinde sich in einer "massiven Wohnungskrise". Ministerin Hubertz verspreche zwar keine 400.000 Wohnungen, "aber sie fehlen trotzdem". Bei den Baugenehmigungen zeigten die Zahlen, dass der Bau von Villen boome, während die Zahl von Sozialwohnungen rapide abnehme. Es gebe Prognosen, wonach die Zahl der fertiggestellten Wohnungen im nächsten Jahr weiter sinken werde. Außerdem fehlten zwei Millionen barrierefreie Wohnungen.
Kritik an Streichung der Mittel für altersgerechten Wohnungsumbau
Dass die Fördermittel für altersgerechten Umbau gestrichen worden seien, kritisierte wie Paus auch Sahra Mirow (Linke). Dabei habe die Koalition die Förderung des altersgerechten Umbaus ausdrücklich versprochen. Bis 2030 bestehe ein Bedarf an zwei Millionen barrierearmen oder barrierefreien Wohnungen. Es würden auch zehn Millionen Sozialwohnungen fehlen. "Wer immer noch denkt, der Markt regele das, war lange nicht mehr auf Wohnungssuche", kritisierte Mirow.
Dass Fördermittel und Verfahrensbeschleunigungen allein nicht reichen dürften, um die Baukonjunktur wieder anzukurbeln, war in einer Anhörung des Bauausschusses von mehreren Sachverständigen deutlich gemacht worden. Man brauche viele Instrumente, um den Wohnungsbau wieder zum Leben zu erwecken, hatte etwa Dirk Salewski vom Bundesverband der Immobilien- und Wohnungsunternehmen erklärt. Als Hemmnisse werden immer wieder hohe Energiestandards, hohe Steuern und Gebühren, steigende Bau- und Finanzierungskosten, Fachkräftemangel und Materialknappheit genannt.
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